Im Osten, im Orient ist die Wiege der Astrologie. Weiterentwickelt wurde sie von griechischen Gelehrten, danach erfährt sie eine abwechslungsreiche Geschichte quer durch Europa, Ägypten und Asien. Nun ist die Astrologie - nach vielen Jahrhunderten der Ausgrenzung - wieder zurück. Und damit auch das alte Wissen, das uns hilft, uns im Leben besser zu orientieren.

Über 2000 Jahre Geschichte

Die Astrologie zählt zu den ältesten Gewerben der Menschheit. Sie entstand in Mesopotamien (Zweistromland) ca. 2000 v. Chr. Die verschiedenen Reiche (Sumer, Akkadien, Babylon) hatten da bereits eine gemeinsame Astrallehre. In der berühmten Bibliothek von König Assurbanipal (Gründung im 7. Jh. v. Chr.) fanden sich Keilschrifttafeln, die mitunter systematisch geordnete Omen – also Vorzeichen –enthielten.

 

Götter und Sterne sind schon früh miteinander verbunden: Ein achteckiges Sternen-ähnliches akkadisches Symbol heißt dingir oder an und hat die Bedeutung: Gott, Stern oder Himmel. Es wurde den unterschiedlichen Götternamen vorangestellt. Hier wird die astralreligiöse Herkunft der Astrologie deutlich: Götter wohnen im Himmel, sie sind die Sterne, die auf die Menschen hinab blicken.

Später wurden die Sterne symbolisch für die Götter. Die enge Vermischung von Göttlichem und dem Reich der Sterne ist aber immer deutlich.

Deutung für die Könige

Die frühesten Deutungen der Astrologen bezogen sich auf große universelle Begebenheiten, wie Naturereignisse, Kriege, Thronbesteigungen, allgemeine politische und wirtschaftliche Angelegenheiten des Staates. Hierfür wurden Methoden der Stundenastrologie verwendet, welche die Zeitqualität des Moments nutzten für die Deutung. Solche aufwendigen und kostspieligen Deutungen konnten sich nur Könige oder andere reiche Menschen leisten.

 

Generell konnten aber auch andere Deutungssysteme befragt werden. Es gab viele Möglichkeiten die Zeichen der Götter - also die Omen - zu deuten.

Die Interpretation des Vogelflugs und die Leberschau sind vielleicht die heute noch bekanntesten unter ihnen.

 

Hat man ein Omen gedeutet, wofür speziell ausgebildete Priester von Nöten waren, so konnte man das Schicksal durch entsprechende Riten mit Opferungen beeinflussen.

Es war ein wirtschaftliches System zwischen Menschen und Göttern: die Göttern drohten Unheil an, die Menschen mussten, um dieses zu verhindern, die Götter mit Festen, prachtvoll gekleideten Menschen, Musik und der Opfergabe von Speisen, Kleidung, Tieren und Wein oder anderen wertvollen Gütern, bei Laune halten.

Astrologie für Privatpersonen

Die astrologischen Vorhersagen für Privatpersonen sind erst ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Es gab eine erste Astrologenschule auf Kos, Griechenland, die babylonische Gelehrte nach Griechenland brachten.

In römischer Zeit (ab dem 3. Jh. v. Chr.) wurde aus der Astrologie ein zweischneidiges Schwert: so verkam sie zum Alltagsentertainment und war gleichsam als ratgebende Instanz den Cäsaren zu Diensten.

 

Mit Erstarkung des Christentums (Höhepunkt ist vielleicht das 1. Konzil von Nicaäa im 4. Jh. n. Chr.) wird es zunehmend brenzlig für Wahrsager, Hellseher und eben auch Astrologen. Nach der christlichen Heilslehre sollte niemand die Zeichen Gottes deuten (5. Mose, 18, 10-14).

'Du sollst nicht andere Götter haben neben mir' heißt es im 1. Gebot.

 

Die Sorge vor einer Beeinflussung von außen lässt alle Arten von Vorhersagen und Lebensdeutung dem Christentum gefährlich sein. Auch der Islam wendet sich gegen Sternendeuterei.

Das Mittelalter ist geprägt von enormer Gottesfurcht, der Inquisition aller esoterischen Praktiken, den christlichen Kreuzzügen und einer Abwesenheit der Astrologie.

 

Erst in der Renaissance (der 'Wiedergeburt' der Antike mitsamt ihrer Kultur) lebt die Astrologie wieder auf. Es folgte eine Blütezeit der Astrologie in Europa, auch Lehrstühle der Astrologie gab es und man konnte Astrologie an den Universitäten lernen.

Naturwissenschaft contra Astrologie

Wieder wurde die Astrologie verbannt, diesmal mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert.

Der neue Gott der Menschheit war nun die unwiderlegbare Zahl, chemische und physikalische Gesetzmäßigkeiten.

Anfang des 20. Jahrhunderts kam die Astrologie ein weiteres Mal zurück aus dem Exil (jedes mal waren Astrologen mit ihrem Wissen in den Osten geflohen).

Die Lust auf andere Kulturen, die sich im britischen, französischen aber auch deutschen Orientalismus ausdrückte importierte eben auch das vergessene Wissen der Astrologen.

 

Literatur

-Kocku von Stuckrad, Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, C.H. Beck, München 2003

-Wilhelm Knappich, Geschichte der Astrologie, 2 Aufl. 1988, Ffm

 

-Warum Astrologie funktioniert, allen Skeptikern zum Trotz. Überarbeiteter Vortrag von Annegret Becker-Baumann, ursprünglich gehalten im Philosophie-Institut "Reflex" am 18.02.2004. https://www.astrologie-zentrum-hannover.de/wordpress/warum-astrologie-funktioniert/